Sehenswertes Herbsleben
Rathaus mit Gemeindesaal und Rathausbrunnen
Zur Zeit von Herzog Georg Anfang 16.Jahrhundert diente der Fleckskeller am Markte als Rathaus. Dieser Fleckskeller wird im Gnadenbrief von Friedrich IV 1425 schon erwähnt. Der große Brand 1818 verschonte auch das Rathaus nicht. An das wiederhergerichtete Gebäude wurde 1904 ein Tanzsaal angebaut. Der gesamte Komplex erhielt sein heutiges Aussehen durch umfangreiche Renovierungsarbeiten in den Jahren 1994 bis 1996. Der Rathaus-Vorplatz erhielt 1995/96 eine völlig neue Gestaltung. Beim Bau des Brunnens dienten alte Aufnahmen des Marktplatzes als Vorlage.
St.-Trinitas-Kirche mit Grabmalen
In der Ortsmitte von Herbsleben steht die heutige St.-Trinitatis-Kirche, eine der schönsten und größten Dorfkirchen Thüringens. Einst als Marienkirche in einer Urkunde vom 28.01.1300 erwähnt, später als St.-Wigbertus-Kirche, soll sie einer Sage nach von dem Gehilfen des heiligen Bonifazius, mit Namen Wigbertus, in den Jahren 731-736 gegründet worden sein. Seit 1603 führt das Gotteshaus den Namen 'Dreieinigkeit' oder 'Trinitatis-Kirche'. Durch größere Brände, die in Herbsleben mehrfach wüteten, wurde auch die Kirche in den Jahren 1415 und 1818 zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte immer an der gleichen Stelle. Der Innenraum der Kirche ist 38,35m lang und 13,40m breit. Im Jahre 1602 sorgten die damaligen Patrone, die Herren von Kerstlingerode, für die Wiederherstellung der Kirche. Nördlich und südlich des Chors ließen sie Treppentürme errichten, die den Zugang von außen zu den ebenfalls im Inneren neuerbauten Doppelemporen erstellten. Nachdem die Kirche 1818 völlig ausgebrannt war, erneuerte man die Doppelemporen und die übrige Innenausstattung in meisterhafter klassizistischer Holzverarbeitung. Nach zweijähriger Bauzeit konnte am 17.10.1820 der erste Gottesdienst wieder in der Kirche abgehalten werden. Mit Spendengeldern der Kirchgemeinde, der politischen Gemeinde und dem Herzog von Ratibor wurde der Bau des Kirchturmes im Jahr 1913 finanziert. Im Kirchturm fand das Geläut einen Platz. Seit 1819 war es in einem Glockengestell auf dem Kirchhof untergebracht. Im Westteil des Kirchenschiffes wurde 1960 eine Winterkirche eingerichtet. 1970 sind das Kirchendach neu eingedeckt und die Erker beidseitig entfernt worden. Gleichzeitig wurde der Turmknopf, in dem sich geschichtliche Dokumente von Herbsleben befinden, mit der Spende von Gertrud Wirth, vergoldet.
Mehr Informationen unter: www.kirchgemeinde-herbsleben.de
Schlossgelände mit Brücke
Herbsleben und seine Umgebung sind außerordentlich geschichtsträchtig. Vor der Unterwerfung des Thüringer Reiches unter fränkische Herrschaft 531 haben in dem alten Marktflecken an der Unstrut die Thüringer Könige einen Hof besessen. Auf dessen Resten wurde dann eine Feudalburg errichtet. Bis ins 14.Jahrhundert war die Burg Lehnsitz der Ritter von Herbsleben, dann übernahm der Landgraf die Veste. Ab 16.Jahrhundert wechselten die Besitzer sehr häufig. Alle gehörten dem Hochadel an. Zahlreiche Erweiterungsbauten wurden 1554 und 1594 vorgenommen. Im 30jährigen Krieg brannten die Gebäude nieder. Hinter dem alten Graben und dem Wall begann 1647 der Wiederaufbau als Schloss. Schon 1603 scheint die Anlage Schlosscharakter getragen zu haben, ohne ganz ihre Befestigungsanlagen aufzugeben. Schutz bot ein unregelmäßig erhaltener Wall und ein Graben, über den auf der Südseite an Stelle einer früheren Zugbrücke jetzt eine Steinbrücke führte. Einen baufälligen Turm lies der damalige Besitzer 1822 abtragen und das darin befindliche Uhrwerk der Gemeinde übergeben. Das Schloss wurde 1958 abgerissen. Seit Anfang September 2000 wird die Ruine wieder freigelegt. Dabei stellte sich heraus, dass unter dem Abbruchschutt ein beträchtlicher Teil des Keller- und Erdgeschosses der ehemals dreigeschossigen Anlage erhalten geblieben ist. Eine Sensation waren die Entdeckungen von beeindruckenden Renaissanceresten und Teile von Mauerwerk aus spätgotischer Zeit (um 1230). Diese bilden einen polygonalen Ring mit integrierter Kapelle. Die barocken Arkadenreste ähneln sehr dem Innenhof des Gothaer Schlosses, so dass vermutet wird, dass vielleicht Nicol Gromann, ein Stararchitekt des 16. Jahrhunderts, hier beteiligt war. Umfangreiche Kelleranlagen und Kasematten aus dem 16.Jahrhundert wurden ebenfalls durch ABM-Kräfte unter Leitung von Archäologen von Schutt und Müllablagerungen beräumt und teilweise statisch gesichert. Zwei als Verlies interpretierbare Räume sowie ein Abort- und Kanalisationssystem derselben Zeitstellung konnten unter der Burgkapelle St.Johannis freigelegt werden. Die imposante dreibogige Brücke aus dem ausgehenden 17.Jahrhundert über den ursprünglich dreißig Meter breiten und sechs Meter tiefen Burggraben ist inzwischen freigelegt und restauriert. In der Perspektive sollen die freigelegten und konservierten Schlossruinen in eine den Wall- und Grabenbereich einbeziehende Parkgestaltung erlebbar werden.
Mehr Informationen unter: www.verein-schlossruine-herbsleben.de
Denkmal auf dem Kirchplatz
Die drei militärischen Vereine hatten sich die Aufgabe gestellt, im Jubiläumsjahr 1913 ein Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die 100jährige Wiederkehr der Erhebung Deutschlands, an die Völkerschlacht bei Leipzig, sowie an die siegreichen Feldzüge 1849-1866 1870/71 und an deren Mitkämpfer aus Herbsleben zu errichten. Mit der Ausführung wurde der ortsansässige Bildhauer Albert Streithoff beauftragt. Am 20.07.1913 fand die würdige Einweihung statt. Nach vielen Jahren der Nichtbeachtung wurde es 1996 renoviert.
Friedhof mit Kriegerdenkmal
Der Friedhof wurde 1582 von der Wigbertuskirche vor das Mitteltor verlegt, im 18.Jahrhundert nach Osten und Süden erweitert. Auf dem Friedhof befindet sich das Kriegerdenkmal und eine Gedenktafel zum ehrenden Andenken an die Gefallenen des 1.und 2. Weltkrieges.
Heimatmuseum
In Herbsleben gibt es seit 1991 ein Heimatmuseum, welches sich heute sehen lassen kann. In den bescheidenen Anfängen war es nur ein Sammeln von Gegenständen, die von den Bürgern zum größten Teil geschenkt aber auch teilweise geliehen wurden. Über die Jahre hat sich ein systematisches Ordnen und gezieltes Suchen der Realien herausgebildet. So kann man sich im Obergeschoß über die Geschichte und das Brauchtum von Herbsleben kundig machen. Nicht nur das Modell des im Jahre 1958 abgerissenen Schlosses kann besichtigt werden, sondern auch Funde, die bei der Freilegung der Schloßruine entdeckt wurden. Ein Teil der Scherben wurde in mühseliger Kleinarbeit zusammengesetzt und gibt einen Einblick in das Leben aus der Zeit des Bauernkrieges. Faszinierend ist immer wieder das über 200 Jahre alte Uhrwerk der alten Rathausuhr und ihre Glocke, die noch sehr laut schlagen kann. Wie unsere Vorfahren lebten und arbeiteten ist anschaulich in mehreren Räumen dargestellt. Zahlreiche handwerkliche Fertigkeiten, die heute schon niemand mehr kennt, geben einen Einblick in die Beschwerlichkeit des täglichen Lebens vor über 100 Jahren. Auch die Zeit der DDR zählt heute zur Geschichte und ist es wert, ebenfalls dokumentiert und dargestellt zu werden. Im Erdgeschoß zeugen Geräte der Landwirtschaft von der schweren Arbeit der Bauern. Von der Bodenvorbereitung über die Aussaat bis hin zur Verwertung ist alles vorhanden. Sicher ist, daß der heutige Stand der Ausstellung sich immer wieder ändern wird und neue Eindrücke vermittelt werden. Die gesamte Ausstellung ist in zwei Etagen auf ca. 400m� untergebracht. Es wird versucht älteren Bürgern die Erinnerungen zu erhalten und unseren jungen Leuten und Kindern die Vergangenheit zu veranschaulichen. Schon zweimal wurde ein Museumsfest veranstaltet und lockte viele Interessenten von nah und fern an. Ein Besuch lohnt sich also immer, ob für Privatpersonen, Vereine oder Schulklassen.
Öffnungszeiten und Führungen nach Vereinbarung
Telefon: 036041/3870
Obermühle
Urkunden belegen, dass es die Obermühle schon 1391 gab. Sie war dem Schloss zugehörig, wurde von Hans Näther gekauft und 1589 an die Gemeinde wieder verkauft. Die Gemeinde veräußerte 1793 die Mühle. Die Familie Eisenhardt pachtete 1867 diese. Ein Jahr später ging sie mit Kaufvertrag in ihren Besitz über und wird heute noch von ihnen betrieben. Das Wehr wurde 1869 gebaut und 1903 begann man mit der Elektrifizierung des Ortes durch Versorgung mit Gleichstrom aus dem Elektrizitätswerk in der Ölmühle neben der Obermühle.
Untermühle
Die erste urkundliche Erwähnung der Untermühle erfolgte 1299. Es ist sehr wahrscheinlich, dass an diesen Standort bereits einige Jahrhunderte früher schon eine Mühle gestanden hat. Die Mühle gehörte bis 1804 zum Schloss und ging dann durch Verkauf in private Hand über. Seit 1991 ist der Betrieb eingestellt. Die Wasserkraft wird noch zur Elektroenergiegewinnung genutzt.
Mühlgraben
Der Mühlgraben verbindet die beiden Mühlen und ist nachweislich über 700 Jahre alt. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass der Mühlgraben schon im 8./9.Jahrhundert angelegt wurde. Angenommen wird, dass das Wasser des Mühlgrabens durch die Wassergasse, der heutigen Grünen Gasse unmittelbar zum Wallgraben des Schlosses geführt worden sein kann. Dem Dorf hat der Mühlgraben als zusätzlicher Wasserzubringer gedient. Es gab an ihm mehrere Viehtränken, eine Schafwäsche und eine Pferdeschwämme.
Haarwand
Herbsleben war in alten Zeiten dicht besiedelt, die Straßen waren eng und das Dorf hatte mehr einen städtischen Charakter. Schutz gab eine kunstlose Mauer von mäßiger Höhe, die sogenannte Haarwand. An der nördlichen Seite des Ortes bot die Unstrut da schon besseren Schutz. Unterbrochen wurde die Mauer durch drei Tore. Das Untertor führte nach Gebesee, das Mitteltor zum Anger und das Obertor nach Vargula. Die Haarwand hatte außerdem zwei Pforten. Die Schafpforte an der Schafgasse und die Angerpforte, die aus der Kreuzgasse ging. Nachdem das Dorf in Richtung Anger erweitert wurde, verlor die Haarwand an Bedeutung und wurde teilweise durch Zäune ersetzt. Ein kleiner Teil ist erhalten geblieben, der erneuert in der kleinen Arche zu sehen ist.